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Gnadenfrei (Piława Górna)/Galle, Lasaulx (1879)
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Okoliczności spadku meteorytu Gnadenfrei (Piława Górna)
Początkowy fragment publikacji Galle, Lasaulx (1879) opisujący okoliczności spadku i znalezienia okazów meteorytu Gnadenfrei (w dalszej części opis budowy wewnętrznej okazów i wyniki analiz mineralogicznych).[1]
- Galle Johann Gottfried, Lasaulx Arnold von, (1879), Bericht über den Meteorsteinfall bei Gnadenfrei am 17. Mai 1879, Monatsberichte der Königlichen Preussische Akademie des Wissenschaften zu Berlin, 1879, s. 750-772 (mit 2 Tafeln[2] und Analyse).[3] Plik DjVu.
Hr. Websky[4] legte vor:
Bericht über den Meteorsteinfall bei Gnadenfrei am 17. Mai 1879 von J. G. Galle und A. von Lasaulx.
Die erste Nachricht von dem am 17. Mai d. J. Nachmittags gegen 4 Uhr bei Gnadenfrei zwischen Reichenbach und Frankenstein in Schlesien stattgehabten Meteorsteinfalle gelangte nach Breslau durch eine in der Schlesischen Zeitung vom 20. Mai[5] enthaltene Mittheilung des Hrn. Grafen L. Pfeil in Gnadenfrei. Es fügte sich besonders günstig, dass schon am nächsten Tage nach dem Falle, am 18. Mai, diesem wissenschaftlichen Kenner der Beschaffenheit und des Werthes derartiger Funde die Nachricht über dieses Ereigniss zuging und durch die höchst dankenswerthen Bemühungen und Vermittelungen desselben der grösste Theil der Stücke für die wissenschaftlichen Zwecke erhalten, sowie über den Verlauf des Niederfalles und die denselben begleitenden physikalischen Erscheinungen sofort die wesentlichsten Erkundigungen eingezogen werden konnten. In Folge der vom Hrn. Grafen Pfeil in der Schlesischen Zeitung vom 20. Mai mitgetheilten ersten Nachricht und demnächstiger brieflicher Correspondenzen nahmen die unterzeichneten Berichterstatter, Prof. Galle und Prof. von Lasaulx, Anlass, am 24. und 25. Mai noch persönlich nach dem Orte des Falles hinzureisen, um einerseits über die kosmische und physikalische Seite des Phänomens die etwa noch möglichen weiteren Erkundigungen einzuziehen, andererseits um weitere Erwerbungen dort noch vorhandener Meteoritenstücke für die hiesigen Sammlungen einzuleiten, nachdem Hr. Graf Pfeil schon unter dem 20. Mai mehrere Stücke hierher zu senden die Güte gehabt hatte.
Theils nach den Mittheilungen von Graf Pfeil, theils nach den am 24. und 25. von dem erstgenannten Berichterstatter auch noch persönlich bei den Findern der Steine und andern Personen in der Umgegend von Gnadenfrei eingezogenen Erkundigungen ergab sich über den Verlauf des Steinfalles Folgendes. Es sind bisher zwei Steine, ein grösserer, etwa 1 Kilogramm schwer, südlich von Gnadenfrei in der Richtung nach dem Dürfe Kleutsch zu, und ein etwas kleinerer, nordöstlich in dem Dorfe Schobergrund, gefunden worden. Von ersterem wurde das Niederfallen in einer Entfernung von etwa 64 Schritten[6] oder 50 m. (wie am 24. an Ort und Stelle nachträglich ermittelt wurde) wirklich beobachtet. Die Schuhmacherfrau Pauline Neumann aus Ober-Peilau, auf dem Felde zwischen diesem Orte und Kleutsch östlich von dem sogenannten Mittelberge mit einem Schubkarren nach Kleutsch hin sich bewegend, wurde bei leicht und grösstentheils bewölktem Himmel plötzlich durch einen heftigen Knall wie einen Kanonenschuss erschreckt, dem ein Knattern wie Kleingewehrfeuer folgte, so dass sie in südöstlicher Richtung in dem Walde östlich von Kleutsch Jäger vermuthete. Weiter gehend hörte sie kurz nachher ein starkes Summen oder Sausen und sah, sich nach rechts umwendend, mit einem dumpfen Schlage etwas in den Acker fallen und den lockeren schwarzen Boden aufwerfen. Sie rief eine andere in einiger Entfernung auf dem Felde arbeitende Frau herbei, um mit ihr gemeinschaftlich nachzusehen, was dort wohl heruntergefallen sein könne. Auf diese Weise wurde aus dem etwa 1 Fuss tiefen senkrechten Loche mittels einer hölzernen Aschenschaufel ein mit einer schwarzen Rinde überzogener Stein von ihnen ausgegraben, welcher kalt war und in einem nahen Graben abgewaschen wurde. Der Stein wurde mitgenommen und von der zweiten Frau auch ihrem Manne gezeigt, der ein Stück abschlug und durch den mittels einer dritten Person am folgenden Tage die Nachricht von dem Falle zur Kenntniss des Grafen Pfeil gelangte. Bei dem nochmaligen Aufsuchen des Niederfallpunktes und des noch vorhandenen Loches am 24. Mai durch den Berichterstatter in Begleitung des Hrn. Grafen Pfeil und der P. Neumann wurde der Weg nochmals durchschritten, den dieselbe von dem Knalle bis zu dem Momente des Niederfalles zurückgelegt zu haben glaubte und eine Zeitdauer von etwa 70 Secunden ermittelt, um welche der Niederfall später erfolgt sei als der Knall. Das Loch erschien am 24. Mai wegen des Ausgrabens etwas ausgeweitet, jedoch noch immer senkrecht. Die Richtung des niederfallenden Steines selbst erschien der Beobachterin entweder senkrecht oder vielleicht ein wenig von rechts oben nach links unten, was einer Richtung etwas mehr von Osten als von Westen her entsprechen würde. — Das Dorf Schobergrund, wo der zweite Stein gefallen war, wurde von dieser Stelle aus Abends 6 h. 54 m. um 110° rechts von dem Azimut der Sonne geschätzt. Da nun das Sonnen-Azimut für diese Zeit zu 114° sich berechnet, so befindet sich der Niederfallpunkt des zweiten Steines von dem des ersten aus gesehen in der Azimutal-Richtung 224° oder sehr genau in NO. Dasselbe ergiebt die neue Liebenowsehe Specialkarte der Grafschaft Glatz, wonach ferner der Abstand der Fallpunkte der beiden Steine von einander sehr nahe auf drei Kilometer zu setzen ist.
Am 25. Vormittags wurden die Erkundigungen fortgesetzt. Der Berichterstatter begab sich zunächst nach dem Dorfe Kleutsch, wo der Dorfschmidt zugleich bei dem Hören des Donnerns am Himmel Streifen gesehen haben sollte. Derselbe wurde indess nicht angetroffen und es muss als etwas sehr Fragliches dahingestellt bleiben, ob bei dem fast ganz bewölkten Himmel nicht eine einfache Verwechselung mit gewöhnlichen Wolkenstreifen stattgefunden hat, da von den mit der Entzündung verbundenen Vorgängen schwerlich irgend etwas unterhalb der Wolkendecke sichtbar gewesen ist. Die Frau des Schmidts befand sich im Besitz einiger kleiner Brocken des zweiten (Schobergrunder) Steines, und da ein etwas grösseres Stück davon, wie in Erfahrung gebracht wurde, in den Besitz des Inspectors des Dominiums Hrn. Kühn gekommen war, so begab sich der Berichterstatter auch zu diesem. Derselbe hatte die Gefälligkeit, mehrere Leute des Dorfes kommen zu lassen, welche unweit Kleutsch die Schallerscheinungen gehört hatten. Eine Frau kam von Gnadenfrei und hatte noch nicht den Fussweg, welcher vom Mittelberge her nach der Kleutscher Chaussee führt, verlassen, als sie kurz vor der Chaussee den Donner hörte, scheinbar hinter ihr vom Questenberge kommend; sie eilte furchtsam, ohne sich viel umzusehen, nach Kleutsch zu. Der Schmiedemeister des Dominiums Völkel und noch ein älterer Mann befanden sich nahe bei Kleutsch auf der zum Bahnhofe Gnadenfrei führenden Strasse unweit der Windmühle. Beide waren mit Zerschlagen von Steinen beschäftigt. Sie hörten einen heftigen Knall, darauf ein lange anhaltendes Sausen, wie das Summen von Telegraphendrähten im Winde, dann ein längeres Geknatter, so dass sie ein Herankommen von Militär von Schobergrund her vermutheten. Es wurde dies stärker, Hess dann nach und verzog sich nach dem Mittelberg und nach Reichenbach hinwärts. Sie vermutheten, es sei etwas in der Gegend des ehemaligen grossen Teiches niedergefallen, unweit welches Terrains in der That der grössere Stein gefallen ist. Dass das eigenthümliche Summen noch vor und zwischen dem Geknatter stattgefunden habe, wurde bestimmt von ihnen behauptet, entgegen der eben so bestimmten Aussage der P. Neumann, die das Summen des niederfallenden Steines erst nach den Knallen hörte. Es sind diese widersprechenden Aussagen schwer zu vereinigen und könnte nur etwa angenommen werden, dass eine Anzahl kleinerer Steine des Schwarmes schon etwas früher als der grössere Stein zur Erdoberfläche unweit Kleutsch niedergegangen wäre, ohne gefunden zu sein, oder dass das Sausen des grösseren Steines 2 Kilometer weit hörbar gewesen wäre, welches letztere schwer anzunehmen ist und zur Erklärung der Zeitdifferenz noch immer nicht genügen würde. Bei den Widersprüchen dieser Angaben unter sich dürfte es sich rechtfertigen, von einer genaueren Discussion derselben und etwanigen Schlüssen daraus auf die Höhe des Hemmungspunktes der Steine in diesem Falle abzusehen.
Von Kleutsch wurde der Weg zurück und Ober-Peilau durchschneidend demnächst nach Schobergrund genommen, wo etwas später noch an demselben Tage ein zweiter etwas kleinerer Stein gefunden worden war, ohne dass man den Niederfall selbst beobachtet hatte. Unmittelbar an das Dorf Schobergrund schliesst sich die dazu gehörende an einer Anhöhe sich hinaufziehende Colonie Sadebeckshöhe an, wo nahe an einem der ersten Häuser, dem des Arbeiters und Steinschleifers Gagsch, und zwar auf einem nordöstlich daran sich anschliessenden kleinen Gerstenfelde der Stein gefallen war. Der Nachbar desselben, Günther, stand etwa fünf Minuten Weges weiter nordöstlich am Abhänge des Berges und hörte einen Schall wie Kanonendonner und wie das Sprengen von Steinen. Ein Arbeiter mit Vornamen Thomas aus dem nahen Gasthofe zum grünen Thale in Schobergrund befand sich auf der Strasse vor dem Gehöfte des Gagsch, hörte einen gewaltigen Knall und ging darauf etwa eine Minute (?) weiter, als er plötzlich ein eigenthümliches Summen, wie von dem nahen Schobergrund (W.) her, hörte und meinte, dass an zwei Stellen im Thale westlich und dann auch östlich etwas niedergefallen sein müsse. Auch folgte ein Geknatter, jedoch erscheinen die Zeitangaben an sich und in Betreff der Reihenfolge unzuverlässig. Die Tochter und die Frau des Wirthes Adam in dem genannten Gasthofe hatten den starken Donner gleichfalls gehört. Erstere behauptete bestimmt, drei starke Schläge gehört zu haben, worauf ein längeres Rollen und Geknatter folgte. Einige Zeit nachher besah der Arbeiter Gagsch sein mit jung aufsprossender Gerste bestandenes kleines Ackerfeld hinter dem Hause und bemerkte, den Rain entlang gehend, in drei Schritt[6] Entfernung ein Loch im Acker, wovon er glaubte, dass es vielleicht der Hund aufgewühlt habe. Dasselbe war senkrecht 6—8 Zoll tief und in demselben erblickte er den nahe 1½ Pfund schweren Stein, der hiernach, in Verbindung mit den vorher bekannt gewordenen Erzählungen der Nachbarn, als möglicherweise vom Himmel gefallen betrachtet, nun aber auch leider in viele Stücke zerschlagen wurde, welche theils im Orte selbst, theils nach Kleutsch und sonst vertheilt und verschleppt wurden. Nur durch die Bemühungen des Hrn. Grafen Pfeil, welcher auch hiervon erfuhr, wurden noch mehrere Stücke wiederum zusammengebracht, sowie auch die im Besitze des Finders Gagsch und des Arbeiters Thomas verbliebenen Stücke von dem Berichterstatter für die Breslauer Sammlungen erworben wurden. Das etwa 8 Zoll tiefe senkrechte Loch war am 25. Mai, acht Tage nach dem Falle, noch unverändert vorhanden, und die Natur des Steines gestattete über den Ursprung desselben und über die Zusammengehörigkeit mit dem auf der andern Seite von Gnadenfrei gefallenen Steine keinen Zweifel.
Ob in der Nähe von Schobergrund etwa noch ein dritter grösserer Stein gefallen sei, wie dies der Aussage des Thomas und auch der Angabe der Tochter des Wirthes Adam in Betreff des Hörens von drei stärkeren Knallen entsprechen würde, hat bisher nicht in Erfahrung gebracht werden können. Die dem Berichterstatter bekannt gewordenen Nachrichten geben auch keine völlige Gewissheit über die Richtung, von welcher her die Meteoriten gekommen sein können. Da jedoch bei dem Niederfallen eines in schräger Richtung aus dem Welträume herabkommenden Steinregens die Steine im Allgemeinen nach ihrer Grösse sich ordnen und die grösseren Stücke weiter voran liegen, so ist muthmasslich die Verbindungslinie der beiden Orte des Niederfalles dieser zwei grossen Steine (SW.—NO.) die weiteste Grenze der sonst etwa noch gefallenen Steine nach NW. hin, und es dürfte wahrscheinlicher sein, dass die Steine von SO., als dass sie von NW. kamen, da nach SO. hin mehr Nachrichten über die Schallerscheinungen bekannt geworden sind, sowohl was den aus der Höhe kommenden Donner, als was das den Niederfall begleitende Sausen betrifft. Jene einem Geschützdonner ähnelnden Schallerscheinungen wurden auch in dem zwei Meilen westlich gelegenen Hausdorf in der Grafschaft Glatz und südlich noch jenseit des Zobtens bei fünf Meilen Entfernung in der Nähe von Canth wahrgenommen.
Die Bewölkung des Himmels und die unsichern und theilweis einander widersprechenden Angaben über den Verlauf der Schallerscheinungen lassen in dem vorliegenden Falle eine weitere Förderung der Aufschlüsse über die physikalischen Vorgänge bei dem Eintreten der Meteoritenschwärme in die Erdatmosphäre kaum noch erwarten, wie solche dem Berichterstatter früher bei seiner Berechnung des Pultusker Meteorsteinfalles sich dargeboten haben und in den Schriften der Schlesischen Gesellschaft vom Jahre 1868 veröffentlicht sind. Obwohl aber mehrere seitdem beobachtete Meteore die Principien der damaligen Ermittelungen lediglich bestätigt haben, so erscheint doch namentlich eine fortgesetzte sorgfältige Sammlung und Prüfung von Beobachtungen über die Schallerscheinungen auch noch weiterhin von Werth: da besonders die Fragen wegen des Luftwiderstandes während des Herabfallens der Steine von ihrem Hemmungspunkte aus einer genaueren Lösung noch harren und bis zu einem gewissen Grade auch in Betreff der Entstehung und der Geschwindigkeit des Schalles in den sehr hohen Regionen der Atmosphäre noch Bedenken obwalten können.
Fig. 1-3. Der Stein von Gnadenfrei. In Fig. 3 ist die nach oben gewendete Fläche zwischen a und k die Brustfläche. Über die Stellung der einzelnen Figuren orientirt die jedesmalige Lage der Kante a b. In Fig. 1 und 2 fehlen die beiden abgetrennten Stücke, die in Fig. 3 links bei kl und ki angefügt sind. Die Zeichnungen sind in halber natürlicher Grösse ausgeführt. Über der Ecke d in Fig. 2 erscheinen auf der Rückfläche ausgezeichnet die fingerförmigen Eindrücke. Fig. 4 und 5. Der Schobergrunder Stein. Fig. 4 stellt die aus vier mit den Bruchflächen noch scharf aneinander passenden Stücken zusammengefügte Hälfte des Steines dar. Fig. 5 zeigt die nach den übrigen noch vorhandenen Stücken reconstruirte wahrscheinliche Form des ganzen Steines. Grösse ⅔ der natürlichen. |
Beide von diesem Falle aufgefundenen Steine waren, als sie aufgehoben wurden, rundum mit dunkler Schmelzrinde umgeben. Sie wurden dann aber leider sogleich in Stücke zerschlagen. Von dem zu Gnadenfrei niedergegangenen Steine blieb jedoch ein grosses Stück im Gewichte von 751,86 gr. erhalten und kam mit sieben kleineren Stücken, deren Gesammtgewicht 130,86 gr. betrug, in unseren Besitz. An das grosse Stück, das in Fig. 1—3 dargestellt ist, passten noch drei Stücke mit den Bruchflächen genau. In Fig. 3 sind links an den Buchstaben i k l zwei dieser Stücke wieder angefügt, während die Figg. 1 und 2 nur das grössere Stück darstellen. Aus den übrigen noch vorhandenen kleineren Stücken lässt sich der noch fehlende Theil sehr gut ergänzen. Man sieht das in Fig. 3 an der nach vorne liegenden Bruchfläche, schon ohne die Anwesenheit der kleineren Stücke. Jedenfalls kann das Fehlende nicht mehr betragen haben, als die Summe der ausser dem grossen Stücke noch in unserem Besitz befindlichen Theile, also etwa höchstens 150 gr. Das ursprüngliche Gesammtgewicht dieses Steines würde hiernach 1032 gr. oder rund 1 Kilo betragen haben. Die Form des Gnadenfreier Steines ist nicht besonders auffallend; sie stimmt mit manchen der in unserer Sammlung befindlichen Steinen von Pultusk ganz überein. Nach der Dünne der Schmelzrinde und der Beschaffenheit charakterisirt sich die in Fig. 3 nach oben liegende Wölbung und speciell der zwischen den Buchstaben a und k liegende Theil als die Brustfläche. Alle übrigen Flächen, am ausgezeichnetsten die Rückenfläche (in Fig. 2 die über d dargestellte, in Fig. 3 nach unten liegend), zeigen die fingerartigen Eindrücke, herrührend von dem Abspringen und ungleichmässigen Anschmelzen einzelner Theile der Oberfläche. Die ganze Oberfläche der Schmelzrinde ist mit sehr feinen, wellig verlaufenden Runzeln bedeckt. Zahlreiche kleine, meist rundliche Höcker rühren von den durch die Rinde hervortretenden Eisenkörnern oder auch chondritischen Kügelchen her. Unter der dünnen Rinde der Brustfläche treten diese besonders hervor. Zahlreiche feine Risse durchsetzen die Schmelzrinde; sie sind wohl alle erst beim Einschlagen in den Boden oder beim Zerschlagen des Steines entstanden; nirgendwo hat auf denselben ein Eindringen der Schmelzhülle in's Innere stattgefunden.
Auf der Rückenfläche von dem Punkte bei b Fig. 2 bis zur äussersten ergänzten Spitze, die in der Figur fehlt, beträgt die Länge 15 cm., in der dazu senkrechten Richtung, also etwa parallel der Kante b d (Fig. 2) über die Mitte der Fläche 9 cm. Die Dicke beträgt bei b Fig. 1 3 cm., bei a 6 cm.
Von dem zweiten zu Schobergrund niedergegangenen Steine sind zehn Stücke in unseren Besitz gelangt. Das grösste derselben wiegt nur 57,285 gr., (ein anderes 54,15 gr.), das kleinste 3,54 gr. Das Gesammtgewicht derselben beträgt 260,4 gr. Ausserdem besitzt die Realschule zu Reichenbach ein Stück im Gewichte von 29,78 gr., ein weiteres Stück befindet sich im Besitz des Hrn. Inspectors Kühn auf dem Dominium Kleutsch. Von den in unserem Besitz befindlichen Stücken passen vier mit vollkommen scharfen Bruchflächen aneinander, diese ergeben dann die in Fig. 4 dargestellte Form. Aber auch die übrigen Stücke lassen sich in ihrer Zugehörigkeit und Stellung zu diesem Theile soweit mit Sicherheit erkennen, dass man die ganze Form des Steins daraus reconstruiren kann. Fig. 5 stellt diese dar, der links der Linie g f liegende Theil entspricht dem in Fig. 4 dargestellten Stücke. Besonders das die obere Endigung darstellende Stück ist in seiner Stellung an g ganz genau anzufügen, da hier die Kanten vollkommen aneinander passen. Aus der so ziemlich genau zu vollziehenden Ergänzung der fehlenden Theile erkennt man, dass von diesem Stücke fast die Hälfte in unsere Hand gelangte, und es kann darnach das Gesammtgewicht des Schobergrunder Steines nicht viel mehr als ½ Kilo betragen haben.
Die von uns reconstruirte Form des Steines stimmt auch vollkommen mit den Angaben des Finders überein, dass er wie ein Keil ausgesehen habe. Auch an diesem Stücke ist die Orientirung deutlich. Die elliptische Grundfläche des Kegels, den Fig. 5 darstellt, ist die Brustfläche, auf ihr ist die Schmelzrinde auffallend dünn, so dass durch dieselbe das Gefüge des Steines vollkommen sichtbar bleibt. Ausser auf ihr ist auf der in Fig. 4 abgewendet unter e liegenden Fläche gleichfalls die Schmelzrinde noch sehr dünn, so dass es den Anschein gewinnt, als sei die Kante e h Fig. 4 während des Fluges vorne gewesen. Auch an diesem Steine fehlen auf den anderen Seiten die fingerförmigen Eindrücke nicht.
Der kurze Durchmesser der elliptischen Basis h f misst 4½ cm., der längere Durchmesser an dem vorhandenen Stücke 4 cm., also mit der Ergänzung etwa 8 cm. Die ganze Höhe bis zur ergänzten Spitze beträgt 9,5 cm.
Die Farbe der äusseren Schmelzrinde ist bei den beiden Steinen etwas verschieden. Bei dem Steine von Gnadenfrei ist sie überall vollkommen schwarz, während sie bei dem Steine von Schobergrund über die ganze Oberfläche hin rostfleckig erscheint; die Beschaffenheit der Rinde ist sonst dieselbe. Die Masse der beiden Steine ist nicht verschieden. In einer lichtgrauen Grundmasse, die ausserordentlich bröcklich ist, liegen zahlreiche kleine Kugeln, die grössten von etwa 2—3 mm. Durchmesser, die kleinsten nur wie winzige Punkte erscheinend. Die Farbe der Kugeln ist weiss, grün oder dunkelgrau. Neben ihnen erscheinen grössere und kleinere Partien von metallischem Eisen, auf der Bruchfläche nur wenig hervortretend, aber auf einer angeschliff'enen Fläche reichlicher sichtbar werdend. Mit der Lupe nimmt man ausserdem kleinkörnige, broncefarbige Partieen von Magnetkies und vereinzelte, messinggelbe Flitter von Troilit wahr.
Der Charakter ächter Chondrite ist an beiden Steinen durch das besonders reichliche Vorhandensein der Kugeln sehr bestimmt ausgeprägt. In Fig. 3 an der vorderen Bruchfläche ist der Versuch gemacht, dieses darzustellen.
Der etwas abweichenden rostfleckigen Farbe der Schmelzrinde entspricht bei dem Steine von Schobergrund auch die Färbung des Innern. Auch die graue Grundmasse erscheint stellenweise ganz rostbraun geworden oder wenigstens mit zahlreichen Rostflecken bedeckt. Man nimmt wahr, dass diese Rostfarbe vorzüglich auf den Rissen, welche die Schmelzrinde durchziehen, in das Innere eingedrungen ist; im Innern der einzelnen Stücke tritt beim Durchschlagen die frische graue Farbe, wie sie der Gnadenfreier Stein besitzt, wieder hervor. Wenn man aber ein Stückchen des letzteren nur auf kurze Zeit in's Wasser taucht und dann liegen lässt, so wird es ebenfalls schon nach wenigen Stunden rostfleckig. Es wird diese Färbung also bewirkt durch eine ausserordentlich schnelle Oxydation der metallischen Eisentheile. Auf diese schnelle Oxydation des meteorischen Nickeleisens hat auch schon G. Rose aufmerksam gemacht1). Die Zeit eines halben Tages, die der Schobergrunder Stein im feuchten Ackerboden lag, war hinreichend, ihn so zu oxydiren.
An vielen der in der Grundmasse liegenden Kugeln war die auch von A. Makowsky und G. Tschermak an dem Meteorsteine von Tieschitz2) beobachtete Erscheinung rundlicher Eindrücke wahrzunehmen. Uns scheinen diese Eindrücke von kleineren Kügelchen herzurühren, die bei der ursprünglichen Bildung den noch plastischen grösseren sich anlagerten. Später wurden sie wieder auseinandergerissen. Jedenfalls sind diese Eindrücke auch nach unserer Auffassung ein Beweis, dass die mit ihnen versehenen Kugeln als klastische Bestandtheile angesehen werden müssen. Auch Kugeln mit rundlichen, unregelmässig höckerartigen Hervorragungen finden sich. Es lassen sich diese kaum mit etwas Anderem vergleichen als mit ähnlichen Formen an den Sphärolithen der trachytischen Gesteine. Wie bei diesen zeigt sich im Innern keinerlei Verschiedenheit der Struktur, keinerlei Grenze zwischen dem Höcker und der eigentlichen Kugel, die zusammen ein einziges Ganze bilden.
- 1) Beschreibung und Eintheilung der Meteoriten. Akad. Berlin 1863. p. 87.[7]
- 2) Denkschriften der mathem.-naturwiss. Classe der Akademie. Wien. XXXIX. 1878. p. 11. Sep.-Abdr.[8]
(…) (dalej opis budowy wewnętrznej i składu mineralnego meteorytów)
Bibliografia
- Galle Johann Gottfried, Lasaulx Arnold von, (1879), Bericht über den Meteorsteinfall bei Gnadenfrei am 17. Mai 1879, Monatsberichte der Königlichen Preussische Akademie des Wissenschaften zu Berlin, 1879, s. 750-772 (mit 2 Tafeln[2] und Analyse).[3] Plik DjVu.
- Makowsky Alexander, Tschermak Gustav, (1879), Bericht über den Meteoritenfall bei Tieschitz in Mähren (Mit 5 Tafeln und 2 Holzschnitten), Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 39, Abt. 2, 1879, s. 187-202 (ilustracje).[9] Plik DjVu.